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Papa-Modus: Wie meine Kinder mich zu einem besseren CTO gemacht haben

Von Minecraft-Rechteverwaltung bis Makro-Traditionen: Warum Kindererziehung und Tech-Leadership überraschend viel gemeinsam haben.

Von Minecraft-Rechteverwaltung bis Makro-Traditionen: Warum Kindererziehung und Tech-Leadership überraschend viel gemeinsam haben.

Als mein Sohn das erste Mal alleine auf den Spielplatz wollte

Ich stand am Küchenfenster und war nervös. Richtig nervös. Mein Sohn verschwand gerade mit seinem Fahrrad um die Ecke - 200 Meter zum Spielplatz, andere Kinder waren da, alles völlig sicher. Rational war mir das komplett klar. Emotional? Eine ganz andere Geschichte.

“Das ist doch nur ums Eck”, redete ich mir ein. “Er ist da nicht alleine. Es wird schon nichts passieren.” Trotzdem war ich die ganze Zeit unruhig.

Und dann kam der Gedanke: Diese Situation - Verantwortung tragen, aber loslassen müssen - die kenne ich doch! Bei lead link gibt’s das auch ständig. Projekte an Teams übergeben, auch wenn ich noch die Gesamtverantwortung habe. Darauf vertrauen, dass es auch ohne meine direkte Kontrolle funktioniert.

Da wurde mir klar: Papa-Skills und CTO-Skills sind gar nicht so unterschiedlich. Vielleicht machen mich meine Kinder tatsächlich zu einem besseren Leader?

Warum Papa-Skills jeden Tech-Leader betreffen sollten

Als CTO von lead link mit sehr vielen unterschiedlichen Kunden jongliere ich täglich zwischen technischen Entscheidungen, Stakeholder-Management und Team-Führung. Gleichzeitig bin ich Vater von zwei Kindern, die jeden Tag neue Herausforderungen mitbringen. Was ich dabei gelernt habe: Kindererziehung und Tech-Leadership haben mehr gemeinsam, als man denkt.

Das Problem mit klassischem Tech-Leadership: Viele CTOs denken in Systemen und Prozessen. Skill-Matrix hier, KPI-Dashboard da, optimaler Tech-Stack dort. Dabei vergessen sie oft, dass sie es mit Menschen zu tun haben - Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die sich entwickeln wollen und die manchmal auch einfach einen schlechten Tag haben.

Bei lead link merke ich das ständig: Wenn du nur die technische Seite siehst, verpasst du das Wichtigste. Genauso wie bei Kindern. Da geht’s auch nie um die “optimale Erziehungsstrategie”, sondern darum, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich alle entwickeln können.

Kindererziehung ist hochkomplex: langfristig statt kurzfristig, mit sich ständig ändernden Anforderungen und extremer emotionaler Komponente. Klingt bekannt? Sollte es auch - ist bei Tech-Teams genauso.

Was ich von meinen Kindern über Leadership gelernt habe

Lektion 1: Minimale Rechte für maximale Sicherheit

Mein Sohn ist im typischen Minecraft-Alter. Seine Freunde zocken alle, er möchte natürlich mitspielen. Einfach Minecraft auf dem allgemeinen PC installieren? Geht nicht – dann hätte er vollen Zugriff auf alles, inklusive Internet. Also musste ein eigener, abgesicherter Account her: Minecraft läuft, festes Zeitlimit schließt alles automatisch, keine Möglichkeit heimlich was anderes zu machen.

Das ist exakt wie Rechteverwaltung in der Firma. Wer schreiben muss, braucht Schreibrecht, wer nur reinschaut, braucht nur Leserecht – damit kein Schaden entstehen kann. Rechte nie pauschal vergeben, sondern immer in Rechtegruppen oder individuell je nach Case. Einen Freigabelink mit Schreibrechten für alle wäre Chaos und öffnet Problemen Tür und Tor.

Das Prinzip: Minimale Rechte für maximale Sicherheit – egal ob 9-jähriger am PC oder Team-Mitglied an Unternehmensdaten.

Lektion 2: Mehrmals erklären, ohne genervt zu sein

Wenn meine Kinder was Neues lernen, muss ich oft mehrfach erklären. Nicht weil sie nicht aufpassen, sondern weil sie einfach eine andere Brille aufhaben. Was für mich logisch ist, ist für sie komplett neu. Und manchmal merke ich erst später, dass sie etwas ganz anderes verstanden haben als das, was ich gemeint hatte.

Eine fast schon lustige Story dazu: Ich hatte mal ein Excel-Makro für Datentransformation geschrieben. Beim ersten Zeigen klickte ich zufällig irgendwo in eine Tabellenzelle, startete das Makro, alles lief. Jahre später nutzt ein Kollege das Tool und macht exakt das Gleiche - klickt vor dem Start in eine bestimmte Zelle.

“Warum klickst du da rein?”, habe ich ihn gefragt.

“Mir wurde gesagt, dass man das für das Makro so machen muss.”

😅 Eine komplette Tradition war entstanden! Dem Makro war natürlich komplett egal, wo man hinklickt. Aber für jemanden, der wenig Tech-Affinität hat, ergab der Klick total Sinn.

Das Learning: Als jemand, der täglich mit Servern, APIs und Datenbanken hantiert, vergesse ich manchmal, wie fremd das für andere ist. Was für mich klar ist, ist für viele ein komplettes Rätsel. Das ist mit Kindern genauso - woher sollen sie wissen, wie die Welt funktioniert, wenn es ihnen keiner erklärt?

Deswegen ist es so wichtig, sich reinzuversetzen. Wie erkläre ich komplexe Sachen so, dass sie bei der anderen Person auch ankommen?

Lektion 3: Das “Achtsam Morden”-Prinzip

Zeit wird mit Kindern zum extremsten Mangel. Bleibe ich länger, um das Problem fertig zu machen und enttäusche die Kinder, die von mir ins Bett gebracht werden wollen? Wie regeneriere ich nach einer intensiven Woche, wenn am Wochenende tausend Themen anstehen?

Das geht nur mit starkem Priorisieren auf die Themen, die wirklich Impact haben, und konsequentem Wegdelegieren von Themen, die nicht so wichtig sind. Und wie mir die Serie “Achtsam Morden” gelehrt hat: Wenn ich arbeite, arbeite ich. Wenn ich für die Kinder da bin, bin ich für die Kinder da. Das, was man macht, macht man voll und intensiv.

Zeit-Management als Vater und CTO Prioritäten setzen wird überlebenswichtig, wenn die Zeit zum knappsten Gut wird

Lektion 4: Loslassen lernen (und dabei nervös bleiben)

Die eigene Rolle muss man als Vater immer wieder anpassen. Es muss genug Freiraum geben, dass Kinder wachsen können und Erfahrungen machen können, und gleichzeitig genug Sicherheit, dass sie nie in ernste Gefahr geraten.

Ein kleines Stück ist das bei weniger erfahrenen Kollegen auch so: Am Anfang brauchen sie oft noch Rat und man schaut über vieles drüber, dann machen sie mehr und mehr selbst. Bei lead link sind eigene Entscheidungen und proaktives Handeln ja auch gewünscht. Am Ende bin ich trotzdem für alles verantwortlich, aber muss auch loslassen können und darauf vertrauen, dass es auch ohne mich in die richtige Richtung geht.

Der Unterschied: Bei meinen Kindern ist immer eine emotionale Komponente da - diese natürliche elterliche Sorge, auch wenn ich ihnen total vertraue. Bei Projekten im Job ist das rationaler: Ich delegiere, checke ab und zu, aber bin nicht emotional involviert wie bei meinen eigenen Kindern.

Was dabei herauskam (und was nicht)

Von meinem Team bekomme ich überwiegend sehr wertschätzendes Feedback – nicht nur fachlich, sondern vor allem auch, dass ich hohes Vertrauen genieße. Die Leute kommen gerne zu mir, weil sie wissen, dass sie offen sprechen können, und sie schätzen meine menschliche Seite.

Das liegt auch daran, dass ich durch die Kindererziehung viel mehr auf Bedürfnisse achte. Bei Kindern lernst du: Hinter jedem “schwierigen” Verhalten steckt ein unerfülltes Bedürfnis. Müdigkeit, Hunger, Überforderung, das Gefühl nicht gesehen zu werden. Wenn ich das verstehe, kann ich ganz anders reagieren.

Genauso ist es bei meinem Team. Ich will verstehen, was den einzelnen wichtig ist, was für sie NoGos sind, was ihnen hilft und was sie motiviert, jeden Tag ihr Bestes zu geben. Wir gewinnen als Team und wir verlieren als Team. Bei Kindern ist es genauso: Wenn alle unglücklich sind in der Familie, hat niemand was gewonnen.

Und jetzt der Realitäts-Check: Bin ich als Papa und CTO mit den kombinierten Skills jetzt weniger gestresst? Ha, nein, absolut nicht. Schlechte Nächte wegen kranker Kinder, wenig Zeit für mich selbst, spontanes Fehlen wegen Kindkrank, ständig selbst krank werden, weil im Kindergarten jede Woche der nächste Supervirus von Morgen gezüchtet und an den Eltern ausprobiert wird.

Das heißt: Du bist nicht mehr jeden Tag topfit, sondern musst deine Energie viel bewusster managen. Wenn der Kindergarten anruft, weil sich das Kind verletzt hat, kann ich nicht sagen: “Klar, ich hab nur noch drei Meetings, dann komme ich.” Aus Sicht der Firma sind das definitiv Nachteile.

Aber: Das ist eine Journey, und ich werde jeden Tag besser darin.

Vater und Tech-Leader Balance Die Balance zwischen Familie und Tech-Leadership ist täglich neu zu finden

Meine drei Papa-Skills für jeden Tech-Leader

Die Erfahrung, Vater zu sein, ist so einzigartig – darauf kann ich niemanden vorbereiten. Aber drei Dinge kannst du von Eltern lernen, auch ohne eigene Kinder:

1. Priorisiere nach Impact, nicht nach Verfügbarkeit

Zeit und Energie sind immer begrenzt – auch wenn es sich nicht so anfühlt. Hinterfrage alles nach echtem Impact. Zur Not mit Eisenhower-Matrix. Mach keine Sachen nur “weil sie da sind” oder “weil es geht”. Als Vater lernst du schnell: Jede Minute zählt, also mach sie wertvoll.

2. Menschen vor Skills, immer

Dein Team ist keine Software-Bibliothek mit verschiedenen Modulen. Es sind Menschen, mit denen du gemeinsam gewinnst oder scheiterst. Ein Team, das gut zusammenpasst und sich vertraut, schlägt fast immer die “optimale” Skill-Kombination. Invest in Beziehungen, nicht nur in Fähigkeiten.

3. Du bist das wichtigste Asset – behandle dich entsprechend

Wenn du dich kaputtmachst, hilfst du niemandem. Du prägst dein Team mehr durch dein Vorbild als durch deine Worte. Gesund und motiviert zu bleiben ist nicht egoistisch – es ist deine Verantwortung. Bei Kindern ist es genauso: Wenn die Eltern ausgebrannt sind, leiden alle.


Was denkst du? Kennst du diese Papa-CTO-Parallelen? Schreib mir gerne auf LinkedIn – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.

P.S.: Falls du auch Minecraft-spielende Kinder hast: Die Rechteverwaltung funktioniert übrigens auch bei Roblox, YouTube Kids und allem anderen. Minimale Rechte, maximale Sicherheit – egal ob zuhause oder im Data Center.

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