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KI-Coaches: Warum unsere Mitarbeiter jetzt mit Algorithmen über Selbstführung reden

Von Transformation-Chaos zu 5-Minuten-Reflexion: Wie zwei KI-Coaches bei lead link 50% weniger Coaching-Aufwand und tiefere Selbsterkenntnis ermöglichen.

Von Transformation-Chaos zu 5-Minuten-Reflexion: Wie zwei KI-Coaches bei lead link 50% weniger Coaching-Aufwand und tiefere Selbsterkenntnis ermöglichen.

Der Moment, als alle durchgedreht sind wegen KI

Es war ein internes Event bei lead link im September. Ich hatte drei Stationen zum Thema “KI” vorbereitet – und war ehrlich gesagt am nervösesten wegen der dritten: unserem KI-Coach-Experiment. Bei den ersten beiden Stationen (KI-Tools am Beispiel gamma.ai und KI-Automation mit Make + Perplexity + Slack Integration) war ich mir ziemlich sicher, dass die Leute begeistert sein würden. Aber ein maßgeschneiderter KI-Assistent, der Coaching-Sessions macht? Da hatte ich keine Ahnung, ob das jemand ernst nehmen würde.

Dann passierte aber etwas ziemlich Unerwartetes. Ein Kollege kam von der Coach-Station zu mir, völlig geflasht: “Krass, ich hab gerade 20 Minuten mit deinem KI-Coach über meinen Workload geredet. Und weißt du was? Zum ersten Mal hab ich wirklich gecheckt, warum ich wichtige Sachen immer wieder vor mir herschiebe. Der hat mich echt zum Nachdenken angeregt.”

Da war für mich klar: Wir haben nicht nur ein simples KI-Tool gebaut. Wir haben einen digitalen Reflexionspartner erschaffen, der endlich das Problem löste, mit dem wir seit unserer Transformation 2023 kämpften.

Warum Selbstführung erstmal Chaos bedeutet

In den letzten Jahren sind wir bei lead link durch eine intensive Transformation zu einem selbstführenden Unternehmen gegangen. Aus unseren “klassischen” Startup-Strukturen mit den üblichen chefbezogenen Hierarchien wurde ein selbstführendes Unternehmen nach den Prinzipien von Frederic Laloux. Plötzlich gab es keine festen Teams mehr, sondern jeder war gleichzeitig in 5-7 verschiedenen agilen Kreisen aktiv. Die Gründer waren nicht mehr “die Chefs”, sondern alle sollten und mussten auf Augenhöhe arbeiten. Statt der klassischen Karriereleiter haben wir ein horizontales Gradesystem eingeführt.

Klingt ja erstmal super, oder? Das Problem war nur: Viele Menschen verstehen “Selbstführung” erstmal als Freifahrtschein für “ich mach, was ich will”. Aber das war definitiv nicht das, was wir erreichen wollten. Bei Self-Management geht es ja vor allem darum, dass jeder seine Entscheidungen danach ausrichtet, was für lead link als Ganzes am besten ist – nicht darum, dass plötzlich jeder machen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt.

Was bei uns aber erstmal passiert ist: Manche Kollegen haben gedacht, dass es jetzt gar keine Vorgaben mehr geben darf, weil wir ja selbstführend sind. Andere wussten plötzlich nicht mehr, wer eigentlich was entscheiden darf oder soll. Und für die alltäglichen Fragen – “Wie läuft das mit Gehaltsanpassungen ab?”, “Wie gehe ich mit diesem Konflikt um?”, “Was bedeutet Selbstführung in meiner konkreten Situation?” – hatten wir zwar einen externen Coach, aber der war hauptsächlich für sporadische große Workshop-Sessions da, nicht für die kleinen Alltagsfragen.

Das führte zu einer ziemlich frustrierenden Situation: Niemand konnte schnell und rund um die Uhr die kleinen Fragen erklären, die aber oft die wichtigsten waren. Und nicht jeder traut sich, wegen sowas gleich eine große interne Runde zu drehen. Wenn ich aber abends um 22 Uhr über ein Problem grüble, brauche ich vielleicht auch mal einen unkomplizierten Impuls.

Wie wir es gelöst haben: maßgeschneiderte KI-Assistenten als Reflexionspartner

Meine Idee dazu war eigentlich simpel: Was wäre, wenn jeder einen persönlichen Coach hätte, der 24/7 da ist, unser Mindset kennt und die richtigen Fragen stellt? Das kann doch auch eine KI machen? Also hab ich angefangen, einen KI-Assistenten dafür zu bauen.

Versuch 1: Der “nette” Coach – wie ein Tutorial, das mitläuft

Den ersten KI-Coach hab ich mit allem gefüttert, was er über unser Mindset, unsere Strukturen und Prozesse wissen musste, und ihm dann Anweisungen gegeben, wie er die kurze Reflektion durchführen soll. Er folgt dabei einem festen Ablauf: Erst eine Eisbrecherfrage, dann was Metaphorisches zum Thema, dann drei vertiefende Fragen, am Ende eine Analyse. Wie Navi aus Zelda – nervt manchmal mit dem ständigen “Hey! Listen!”, aber gibt genau die richtigen Hinweise zur richtigen Zeit. Nur dass unser Coach nicht die Lösung vorgibt, sondern den User selbst drauf kommen lässt.

Zum Beispiel kam eine Kollegin mit einer Frage zum Gehaltsprozess. Statt nur den Ablauf zu erklären, hat der Coach aber auch vertiefend gefragt: “Was willst du eigentlich erreichen? Welche Entwicklung schwebt dir vor? Und was hindert dich gerade daran?” Plötzlich ging’s nicht mehr nur um Bürokratie, sondern auch um echte Ziele und Wachstum.

lead link AI Coach Interface So sieht unser lead link AI Coach aus – simpel, aber mächtig

Der “brutally honest” Coach – für die harten Wahrheiten

Der erste Coach war super, vor allem aber super konstruktiv und positiv. Immer aufbauend, immer ermutigend. Manchmal fast schon ekelhaft nett, wenn ich ehrlich bin. Als ich ihn selbst getestet hab, hab ich gemerkt: Für meine eigene Reflexion brauchte ich manchmal jemanden, der auch mal unbequeme Wahrheiten ausspricht.

Also hab ich einen zweiten Coach gebaut – gleiches Wissen über unser Unternehmen, aber komplett anderer Ansatz. Der fragt dann eher Sachen wie “Warum hast DU denn nicht anders reagiert? Versteckst du dich hinter Ausreden?” und deckt im Gespräch einige Denkfallen auf. Nicht direkt gemein oder unfair, aber schon schonungslos ehrlich. Wenn ich in einer schwierigen Situation war und nach Antworten gesucht hab, hat er mich konsequent auf meinen eigenen Anteil und meine Möglichkeiten hingewiesen – und dazu beigetragen, dass ich mich mehr als einmal selbst hinterfragt habe.

Am Ende hab ich aber beide Coaches behalten. Beide sind wichtig, weil Menschen einfach unterschiedlich funktionieren. Manche brauchen Ermutigung und positive Verstärkung, andere brauchen die direkte Herausforderung. Die Wahlmöglichkeit zwischen “supportiv” und “brutal ehrlich” macht den ganzen Unterschied.

Implementation im Feierabend

Die ganze Entwicklung habe ich nebenbei gemacht – ein paar Abende nach der Arbeit, weil mich das Thema einfach interessiert hat und ich sowieso gerade mit KI-Assistenten rumexperimentieren wollte. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aufwändig erscheint, steckt doch eine Menge Herzblut und KI-Wissen darin. Die Basis mit einer üblichen KI-Plattform hat aber für den Anfang völlig ausgereicht, und es war spannend zu sehen, wie viel man mit der richtigen Neugier und Einsatz daraus machen kann, um echte Lösungen zu schaffen.

Als ich dann soweit zufrieden war, haben wir die Coaches am Company Day allen vorgestellt. Mit interaktiver Live-Demo für jeden einzelnen und so. Die Begeisterung war sofort spürbar, besonders als die Kollegen gesehen haben, wie konkret die Coaches bei echten Fragen helfen können. Nicht nur Prozess-Kram, sondern wirklich bei den Zukunftsfragen, mit denen jeder im neuen System kämpft.

Was dabei rausgekommen ist (und was ehrlich gesagt nicht)

Nach ein paar Monaten hab ich mal nachgeschaut: Der konstruktive Coach hatte drei mal soviele Chats wie der brutally honest Coach, und insgesamt wurden sie im dreistelligen Bereich genutzt. Aber das ist eigentlich ganz okay – es zeigt, dass es nicht jeder nutzt, aber die, die es nutzen, kommen dafür öfters mal wieder. Die Adoption ist zwar in Summe gemischt, aber das ist völlig okay. Manche nutzen die Coaches regelmäßig, andere probieren es mal aus und lassen es dann bleiben. Es ist ja auch freiwillig und soll kein Zwang sein. Und wenn nur einer einen Aha-Moment von Bedeutung hatte, war es die Sache auch schon wert.

Eine Erkenntnis aus Feedbacks zur Nutzung: Es geht oft gar nicht um die großen Fragen. Für viele ist es nur ein kurzer Check – “Wie gehe ich mit diesem (aktuellen) Konflikt um?” oder “Ist meine Reaktion angemessen?” – aber die 5-Minuten-Sessions bringen gerade dann oft mehr als stundenlange Workshops. Der externe Coach wird dadurch viel weniger gebraucht, und die Teams können sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren.

Mein Favorit ist natürlich der brutally honest Coach – der legt bei mir persönlich schonungslos offen, was ich mir selbst nicht immer direkt eingestehen will. Zum Beispiel, was mein Beitrag in einer schwierigen Situation hätte sein können, statt nur darüber zu meckern, was andere falsch gemacht haben.

Was ich heute anders machen würde? Mehr Onboarding für die KI-Skeptiker, regelmäßiger Success-Stories teilen und bessere Integration in bestehende Prozesse. Aber ehrlich gesagt war das schon ein ziemlich cooles Experiment, das funktioniert hat wie erhofft.

Die größte Überraschung: KI-Coaching funktioniert nicht trotz, sondern wegen der menschlichen Komponente. Die Algorithmen stellen die richtigen Fragen – die Erkenntnisse kommen von uns selbst.

Falls du ähnliches Chaos hast

Wenn du auch mit Transformations-Herausforderungen kämpfst oder deine Teams bei Veränderungen unterstützen willst, kann ich dir nur raten: Fang klein an. Schau mal, welche Fragen deine Führungskräfte oder externen Coaches täglich beantworten müssen. Oft sind das genau die Sachen, für die sich ein maßgeschneiderter KI-Assistent lohnt.

Standard KI-Plattformen reichen zum Experimentieren völlig aus. Du brauchst keine komplexe Infrastruktur, sondern hauptsächlich das richtige Wissen über dein Unternehmen und einen guten Prompt. Und ganz wichtig: Mach es freiwillig. Die besten Ergebnisse kommen von Menschen, die selbst reflektieren wollen, nicht von denen, die dazu gedrängt werden.

Was denkst du? Kennst du das Transformations-Chaos? Schreib mir gerne auf LinkedIn – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen mit KI-unterstützter Reflexion.

P.S.: Falls du dich jetzt fragst, ob die KI menschliche Coaches ersetzen kann: Nein. Aber sie kann 24/7 die richtigen Fragen stellen – und manchmal ist das genau das, was wir brauchen.

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